6. September 2019
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Am 27.Mai 2019 hat der Gemeinderat die Hettlinger Bevölkerung über seine Gedanken und Visionen zur Entwicklung des Dorfkerns orientiert. Die GLP Hettlingen hat den Entwurf diskutiert und macht drei ergänzende Vorschläge. Es geht uns insbesondere um mehr Sicherheit und Lebensqualität im Bereich der Schaffhauserstrasse und vor der alten Gemeindekanzlei.
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Markus Bossart betonte in seinen Ausführungen, dass es sich um einen Prozess und um Visionen handle, die weiter entwickelt werden müssten. Informationen gab es zu den Punkten «öffentlicher Aussenraum», «Grünraum», «Dorfbau» und «Verkehr». Er lud die Bevölkerung ein, an diesem Prozess teilzunehmen. Wir von der GLP Hettlingen nehmen diese Einladung gerne an.
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Der Gemeinderat hat im Mai 2019 zwar begrüssenswerte Ideen und Ansätze präsentiert. Aber die Informations-Veranstaltung hat auch grundsätzliche Fragen aufgeworfen. Die GLP hat nach der Sommerpause darüber diskutiert. Es geht insbesondere um drei Punkte:
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1. Haltestelle «Dorf»: verschieben statt verengen
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Auf der Höhe der alten Gemeindekanzlei will der Gemeinderat an den Postauto-Haltestellen «Dorf» mit den zwei Haltefeldern festhalten. Um die Sicherheit der Aussteigenden zu erhöhen, möchte der Gemeinderat neu mit Mittelinseln den Durchgangsverkehr komplett anhalten, wenn ein Bus an der Haltestelle steht.
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Diese Idee mit Mittelinseln überzeugt nicht. Der chronische, gefährliche Flaschenhals rund um die Kreuzung bei der alten Gemeindekanzlei würde noch enger und unübersichtlicher. Dadurch würde der Mischverkehr (Auto, Fussgänger, Velo, Postauto) noch mehr verdichtet und gestaut.
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Es gibt eine bessere Lösung: Wir schlagen vor, das westseitige Haltefeld aus der heutigen Gefahrenzone heraus zu verlegen, und zwar um rund 80 Meter Richtung Sägerei Surbeck. Dort wird es als Haltebucht neu gebaut. So können die Passagiere sicher ein- und aussteigen, und die Autos stauen sich nicht mehr hinter jedem Postauto (siehe Plan und Legende). Das ostseitige Haltefeld bleibt vorerst, wo es ist.
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2. Begegnungsraum und Tempo 50: ein Widerspruch
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Der Gemeinderat möchte verschiedene Hausvorplätze entlang der Schaffhauserstrasse stärken und ergänzen und den Strassenzug so zu einem attraktiven Begegnungsraum aufwerten. Nur: mitten durch diese geplanten, meist privaten Vorplätze führt nach wie vor die Schaffhauserstrasse. Der Verkehr – unter anderem sechs bis zehn Postautos pro Stunde – soll gemäss Gemeinderat weiterhin mit Tempo 50 rollen.
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Wir meinen: eine siedlungsorientierte Strassengestaltung, wie sie für die Schaffhauserstrasse richtigerweise vorgesehen ist, funktioniert nur mit Tempo 30. Alles andere ist Augenwischerei.
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Gerade wir HettlingerInnen haben dies bereits erfahren: Die erste «Begegnungszone» Hettlingens rund um den Volg war in ihren ersten Jahren ein Misserfolg. Es galt zuerst auch Tempo 50. Immer wieder fuhren Autos zu schnell. Die «aufgelöste Strassengeometrie» verunsicherte. Es gab heikle oder gar gefährliche Situationen. Erst seit der Einführung von Tempo 30 verdient diese Begegnungszone beim Volg wenigstens teilweise ihren Namen.
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Man muss den gleichen Fehler nicht zweimal machen. Daher: nur mit Tempo 30 im Abschnitt Dorfzentrum der Schaffhauserstrasse lassen sich der Verkehr entschleunigen, die Lebensqualität der Anwohner steigern und «Raumkammern» wirklich beleben.
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Zusätzlich könnte man mit wenig Aufwand das Verkehrsvolumen der Schaffhauserstrasse reduzieren. Man müsste nur im Kreisel am südlichen Dorfeingang den Stummel zur Birchstrasse hin fertig bauen. So wäre der Gübel auch von Süden her besser erschlossen und ein Teil seines Ziel-Quellverkehrs würde nicht mehr das Dorfzentrum belasten.
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3. Weniger Schutz für das Dorfbild?
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Unklare Informationen gab es schliesslich zur allfälligen Anpassung der Bauzonen. Gegenwärtig zählen beide Wohngebiete links und rechts der Schaffhauserstrasse zur Kernzone. Diese Zone untersteht klaren, strengen Bauvorschriften, zum Beispiel was Giebel- und Flachdächer betrifft.
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Neu soll offenbar ein grosser Teil des östlichen Wohngebietes der Schaffhauserstrasse entlang aus dem Schutz der Kernzone entlassen werden. Denn Markus Bossart zeigte Folien von sogenannt «kubischen Bauten» in diesem Gebiet. Diese Gebäude hatten auffallend grosse Kubaturen, Flachdächer und lagen teilweise sehr nahe an der Strasse. Sie erzeugten ein Dorfbild, wie wir es von Agglomerationen im Limmattal kennen. Pikanterweise soll neu auch die grosse, gemeindeeigene Parzelle Nr. 2436 gegenüber der alten Kanzlei zum Gebiet mit kubischer Nutzung gehören.
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Wir können diese Vorschläge nicht nachvollziehen. Sie passen überhaupt nicht zum vorgegebenen Ziel der Aufwertung des Dorfzentrums. Wie kann es denn sein, dass der Gemeinderat private Grundeigentümer für die Aufwertung von Vorplätzen im öffentlichen Interesse gewinnen will – aber gleichzeitig für das gemeindeeigene Grundstück eine Lockerung der Bauvorschriften antönt?
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Wir erwarten daher, dass die Gemeindebehörde für eine allfällige Revision der Bau- und Zonenordnung eine ordentliche Vernehmlassung durchführt und insbesondere die Ortsparteien frühzeitig zur Stellungnahme einlädt.
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Der Gemeinderat hat im Mai angekündigt, der Leitbild-Entwurf werde weiter beraten. Wir hoffen, dass unsere Vorschläge in diese Beratungen einfliessen. Wir beteiligen uns auch in den nächsten Phasen gerne an einem Konzept für die Entwicklung des Dorfkerns Hettlingen. Wir bleiben dran.
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Rahel Wepfer-Hägeli
GLP Hettlingen